„Die Theo und Friedl Schöller-Stiftung unterstützt bereits seit 2002 Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre. Die Förderung dieses Bereichs wird mit der Errichtung des Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrum für Wirtschaft und Gesellschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg intensiviert. Das Zentrum rundet dabei das Engagement der Stiftung für die Wirtschaftswissenschaften ab, ohne Zukunftsthemen in Medizin und Bildung, die ebenfalls zu den Stiftungszwecken zählen, zu vernachlässigen.
Die Theo und Friedl Schöller-Stiftung wurde bereits 1988 von Theo Schöller ins Leben gerufen, um gemeinsam mit der Schöller Familien-Stiftung das gemeinsame Lebenswerk der Eheleute Schöller zu repräsentieren und zu bewahren.“
Nürnberg, den 23. Dezember 2009
Rainer Hattenberger, Vorstand der Schöller-Stiftungen
https://www.schoeller-stiftungen.de/
DR. H.C. THEO SCHÖLLER (1917-2004)
Theo Schöller zählt zu den großen Pionierunternehmern der deutschen Lebensmittelindustrie und ist eine der Symbolfiguren des deutschen Wirtschaftswunders. Der in Nürnberg geborene Sohn eines Möbelfabrikanten hatte nach seiner Schulausbildung gemeinsam mit seinem Bruder Karl zunächst eine Agentur für Kinowerbung betrieben. Als er in einem Berliner Varieté sein erstes Eis am Stiel aß, begeisterte ihn die Idee so sehr, dass er 1937 zusammen mit seinem Bruder in die Herstellung von verpacktem Eis am Stiel einstieg. Die Auslieferung erfolgte anfangs noch mit Fahrrädern, die mit Hilfsmotoren angetrieben wurden und mit Thermoskisten ausgestattet waren. Nach Kriegsbeginn begann das Unternehmen mit der Herstellung von Tiefkühlkost. 1957 wurde das Produktsortiment um Lebkuchen ergänzt, um einen Ausgleich zum sommerlichen Eis-Geschäft zu schaffen. Schöller stieg zum zweitgrößten Speiseeishersteller am deutschen Markt auf; der Eispionier Theo Schöller wurde zum Eiskönig.
Obwohl sein ganzes Leben der eigenen Firma verpflichtet war, hat Theo Schöller schon früh andere an seinem Erfolg teilhaben lassen und war ein großzügiger Mäzen seiner Heimatstadt.
Die Sorge um eine geeignete Unternehmensnachfolge einerseits und die Bündelung seiner gemeinnützigen Aktivitäten in einer eigenen Organisation andererseits haben ihn frühzeitig dazu bewogen, die Unternehmensnachfolge über eine Stiftung zu regeln. Für ihn war dieser Schritt nur konsequent, nachdem für ihn auch und gerade als Unternehmer immer der Mensch im Mittelpunkt stand.
So folgte der Gründung der gemeinnützigen Theo und Friedl Schöller-Stiftung im Jahr 1988 die Errichtung der Theo und Friedl Schöller Förder-Stiftung im Jahr 1992, mit der vor allem unschuldig in Not geratenen Schöller-Mitarbeitern geholfen werden sollte. Im Jahr 1993 wurde dann die Schöller Familien-Stiftung gegründet.
Theo Schöller hat für seine unternehmerische Tätigkeit und seine gemeinnützigen Aktivitäten zahllose und höchste Ehrungen erhalten. Dazu gehören u. a. das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Bayerische Verdienstorden sowie die Staatsmedaille des Freistaats Bayern für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft. Die Stadt Nürnberg verlieh ihm die Goldene Dürer-Medaille, die Bürgermedaille sowie die Ehrenbürgerwürde. Die IHK Nürnberg für Mittelfranken ernannte ihn
zum Ehrenmitglied der Vollversammlung und verlieh ihm die Kammerverdienstmedaille und die Ehrenmedaille in Gold. Theo Schöller war Honorarkonsul der Republik Österreich sowie Ehrensenator und Ehrendoktor der FAU Erlangen-Nürnberg.
FRIEDL SCHÖLLER (1924-2014)
Friedl Schöller, geborene Hönle, kam als zweite Tochter von Sebastian Hönle, einem gelernten Bäcker und späteren Postbetriebswart in Nürnberg zur Welt. Sie besuchte die Höhere Handelsschule in Nürnberg mit der Absicht Lehrerin zu werden bis sie von ihrer älteren Schwester, die bereits in leitender Position in der Firma von Karl und Theo Schöller tätig war, in das Unternehmen geholt wurde. Friedl Schöller begann 1941 ihre Karriere als Buchhalterin bei der Firma Schöller, wechselte zwei Jahre später in das Sekretariat der Geschäftsleitung, übernahm 1944 die Leitung der Hauptbuchhaltung und stieg im Jahr darauf zur Leiterin der Finanzbuchhaltung auf. Theo Schöller war von ihrer Kompetenz und ihrem Einsatz für die Firma überzeugt, weswegen sie zu seiner wichtigsten Mitarbeiterin und engsten Vertrauten wurde. 1968 haben Theo und Friedl Schöller schließlich geheiratet. Bis zum Verkauf des Unternehmens an Nestlé arbeitete Friedl Schöller an der Seite von Theo Schöller und setzte ihr gesamtes Engagement für den Aufbau und das Wachstum der Firma ein.
Nach dem Tod ihres Mannes hat sich Friedl Schöller vor allem der Fortsetzung seines Lebenswerks gewidmet. Sie übernahm den Vorsitz der Schöller-Stiftungen, strukturierte diese neu und machte sie zukunftsfähig. Sie führte das noch von Theo Schöller initiierte Projekt „Zentrum für Altersmedizin“ im Nürnberger Klinikum Nord fort und rief neue Förderprojekte im Bereich der Bildung ins Leben. So förderte sie mit der „Schöller Azubi-Akademie“ junge Auszubildende auf ihrem Karriereweg und unterstütze die „Dr.-Theo-Schöller-Schule“ mit vielfältigen Förderprojekten zur Stärkung der Ausbildungsreife von Schülern. Zur Verbesserung der theoretischen Grundlagen von Bildung und Ausbildung stiftete sie außerdem den „Friedl Schöller Stiftungslehrstuhl für Unterrichts- und Hochschulforschung“ (seit 2010: „Friedl Schöller-Stiftungslehrstuhl für Pädagogische Psychologie“) an der TU München.
Über Jahrzehnte hinweg unterstütze das Ehepaar Schöller in vielfältiger Weise die FAU Erlangen-Nürnberg. Vertieft wurde die Zusammenarbeit im Jahr 2009 durch die Gründung des „Dr. Theo und Friedl Schöller-Forschungszentrums für Wirtschaft und Gesellschaft“, das innovative und kooperative Spitzenforschung im Bereich der Wirtschaftswissenschaften zur Stärkung eines verantwortungsvollen Handelns in Wirtschaft und Gesellschaft fördert und dem Friedl Schöller als Ehrenmitglied des Steuerungskreises vorsaß. Im selben Jahr wurde auch die „Theo und Friedl Schöller-Stiftungsprofessur für klinische Ernährung im Alter“ eingerichtet, die sich mit zentralen Fragen des Verhältnisses von Ernährung und Altern befasst. 2018 folgte die Errichtung des „Schöller-Stiftungslehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft“.
Friedl Schöller hat für ihr Schaffen zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten, wie beispielsweise das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik, den Bayerischen Verdienstorden und die Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste um die Gesundheit. Weiterhin wurde sie mit der Ehrenbürgerwürde der TU München und der Ehrensenatorwürde der FAU Erlangen-Nürnberg ausgezeichnet.
Friedl Schöller zur Einrichtung des Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrums:
„Im Jahr 1979 haben wir der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erstmals eine Spende für wissenschaftliche Arbeiten zukommen lassen. Seit damals hat sich eine dauerhafte Verbundenheit entwickelt, auf die wir sehr stolz waren und die von uns durch viele Spenden gepflegt wurde. Stolz bin ich aber ebenso auf die großen Ehrungen der FAU, die sowohl mein Mann als auch ich entgegennehmen durften. Dies hat mich auch bewogen, bei der Namensgebung des Projektes die Bezeichnung Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrum zu wählen.
Durch das Forschungszentrum können in unserer Heimatstadt Nürnberg neue wissenschaftliche
Wege beschritten werden, die sich zu einer Intensivierung des Austausches zwischen Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft in der Metropolregion entwickeln sollen. Es freut mich sehr,
dass ich als Ehrenmitglied des Steuerungskreises des Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrums für Wirtschaft und Gesellschaft an dessen Sitzungen teilnehmen kann.
Es wäre schön, wenn in den kommenden Jahren viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Ruf des Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrums in unsere schöne alte Stadt „Norenberc“ – wie sie im Mittelalter auch genannt wurde – mit dem Ziel folgen würden, die wirtschaftswissenschaftliche Forschung Nürnberger Prägung über die Landesgrenzen hinaus zu vernetzen und durch die Kooperation der Besten wertvolle Forschungsleistungen für unsere Gesellschaft zu erbringen. Alles Gute!“
In Gedenken an Friedl Schöller